Die Vernissage zu unserer neuen Ausstellung „en passant“ erlebten die Bewohner des Wohnstifts Beethoven endlich wieder live im Clubraum und auf unserer „BRÜCKE“. Dr. Heidrun Wirth führte in einem interessanten Vortrag in das Werk von Christine Theile ein und Claudia Schmitz sorgte für die musikalische Untermalung. Christine Theile zeigt einen Querschnitt ihrer Auffassung von Kunst: Wir finden ihre Reisebilder aus Vietnam, ihre Auseinandersetzung mit der Unart, ständig ein Handy in der Hand zu halten, ihren kritischen Blick auf das Börsengeschäft. Wir spüren auf ihren Bildern den Schwung der Jugend auf Skateboards und können uns ans Meer träumen. Immer ist es der Augenblick, schnell erfasst und eindrücklich gespiegelt. Besonders hervorzuheben ist, dass sie diese Präsentation als gesellschaftliches Engagement versteht: Sie wolle einfach denjenigen, die in der Pandemie unsäglich gelitten haben, eine Freude machen.
Christine Theile hat ihre Ausstellung unter den Titel „en passant“ gefasst. Was hat es damit auf sich? „en passant“ bedeutet im Alltagssprachgebrauch so viel wie „im Vorbeigehen, nebenher, ohne viel Aufwand eine Tätigkeit ausüben“. Wie lässt sich der Ausstellungstitel deuten? Theiles Arbeit ist mit Sicherheit nicht als „nebenher“ zu bezeichnen. Ölmalerei – und das ist ihr Feld – ist eine der aufwändigsten Maltechniken überhaupt, man nennt sie auch die „Königsdisziplin“ der Malerei. Ihre Haltbarkeit und Farbbrillanz sind unübertroffen.
Offenbar ist es das Sujet selbst, das hier zum Tragen kommt, denn eines sehen wir alle sofort, es sind diese speziellen Augenblicke, die in ihren Bildern festgehalten sind. Momentaufnahmen, die sie inspiriert haben und die in ihrer Eindringlichkeit – gebannt auf Leinwand – zu Wort kommen. Christine Theile selbst sagt dazu: „In meiner künstlerischen Arbeit setze ich mich überwiegend mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der Gegenwart auseinander. Ausgangspunkt sind meist die täglichen Nachrichten aus Gesellschaft, Politik und Kultur mit aktuellen Themen wie etwa Globalisierung, unersättliche Ökonomisierung, soziale Netzwerke, digitale Überwachung, Ausgrenzung, Integration, fragwürdige Herrschaftssysteme, Kampf für Freiheit und ebenso kulturelle Ereignisse, Lebensfreude und Bonheur.
Meine Werke entstehen unmittelbar aus meiner subjektiven Wahrnehmung, zeigen einen Augenblick, der mich berührt. Die Impulse kommen aus allen Bereichen, in denen Menschen wirken und sind durch aktuelle Berichterstattung ebenso beeinflusst wie durch Alltagsmomente. Hierbei ist mir der Mensch in seiner Vielschichtigkeit eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Der Mensch, beschäftigt mit dem Leben und seiner Betriebsamkeit, wie er sich durch Geste, dieser ureigenen Körpersprache, ausdrückt und als Individuum mitteilt. Beim Entwurf der Arbeiten gilt meine Aufmerksamkeit zuallererst der Komposition und dem Zusammenspiel der Figuren oder der Objekte auf dem gemalten Bildraum. Die differenzierte Farbigkeit der Flächen, das Schaffen von Farbräumen, von Atmosphäre ist mir immer neu Anreiz und Lust.“
Dr. Heidrun Wirth, Kunsthistorikern und Journalistin sowie Kennerin des Werks von Christine Theile, brachte es in ihrer Eröffnungsrede auf den Punkt, als sie resümierte: „Christine Theile ist ganz Malerin. In einer Aura von verführerisch schönen Farben erscheinen ihre im Bewegungsfluss eingefangenen Figuren aktuell und zeitlos zugleich.“
Christine Theile, geboren in Friedrichshafen, studierte 1987-1990 Malerei am Torpedo Factory Art Center, Alexandria, Virginia und an der Washington Studio School, Washington D.C., USA bei Dodie Petro und David Holt. Sie lebt in Bonn und hat ihr Atelier im Kunstforum Palastweiher, Königswinter. Christine Theile ist Mitglied im BBK Bonn und der GEDOK Bonn. Neben zahlreichen Einzelausstellungen war sie an vielen internationalen Ausstellungen beteiligt. Weitere Informationen finden Sie unter www.christine-theile.de